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Foto: K. Höhne
 

Volkshaus Eibau - ein Bau der klassischen Moderne

2019 begeht das Bauhaus sein 100. Gründungsjubiläum. 1919 ging es auf Initiative des Architekten Walter Gropius aus der damaligen Weimarer Bauakademie hervor. Mit Bauhaus verbinden die meisten von uns weiße, würfelartige Bauten mit Flachdach, gar nicht typisch für das Bauen im herkömmlichen Sinne. Das Löbauer Haus Schminke, viele Jahre Kreispionierhaus, dürfte vielen bekannt sein als Bau der klassischen Moderne. Dass unsere Gemeinde mit einem Werk des Bauhauses geschmückt ist, ist den Wenigsten bekannt.
In der Festschrift zur Hallenweihe findet sich ein Gedicht in Oberlausitzer Mundart, in dem von „neumodsch“ und ohne „Daach“ die Rede ist. Die Bauherren unseres Volkhauses hatten sich bewusst oder unbewusst für ein Architekturbüro entschieden, welches sich konkret am Weimarer Bauhaus orientierte. Ob die Architekten einen direkten Kontakt zum Bauhaus hatten oder sich nur von dessen Ideen und Werten inspirieren ließen, hat sich bisher leider nicht feststellen lassen
Am Eibauer Volkshaus sind Elemente des modernen Bauens, der Bauhaus-Architektur deutlich sichtbar. Ein flaches Dach, ovales Treppenhaus, lichtdurchflutete, helle Räume und Kunst am Bau, wie der mit individuell gefertigten Keramikelementen geschmückte Hauseingang, sind deutliche Stilelemente. Nach gelungener Sanierung erstrahlt das Volkshaus wieder in lichtem Weiß.
Helles und lichtes Bauen, einfache und schnörkellose Gestaltung entsprachen nach den Erfahrungen des Weltkrieges, der Inflation und der Massenarmut dem neuen Selbstbewusstsein von großen Teilen der Arbeiterschaft und des Bildungsbürgertums. Beispiele dafür finden sich dennoch nicht so häufig in der Sächsischen Baulandschaft, da der Zeitraum des Bauhauses begrenzt war und mit der verhängnisvollen Ära des Nationalsozialismus ein jähes Ende fand. Namhafte und junge Vertreter des Bauhauses emigrierten nach den USA, nach Palästina. Es wundert deshalb nicht, dass die größte Dichte an Bauten des klassischen Bauhauses in Tel Aviv, der Stadt, die in der Wüste entstand, zu finden ist.
Foto: Ch. Heinrich
 
Es bleibt ein Glücksfall, dass sich die Eibauer Turner selbst oder gerade in der Zeit klammer Kassen für Baumeister entschieden, die den Gedanken des Bauhauses verinnerlicht hatten und somit diesen neuen Baustil auch in Eibau sichtbar Geltung verschafft haben. Die Eibauer Bürger können deshalb neben den zahlreichen ebenso schönen Baudenkmalen stolz auf diesen Bau der klassischen Moderne sein, der unsere Gemeinde insgesamt bereichert.

Wieland Schneider
Erste Gedanken zum Bau einer neuen Turnhalle lagen bei der Eröffnungsveranstaltung am Septemberwochenende 1928 15 Jahre zurück. Weihnachten 1913 wurde in der alten Turnhalle unter der Überschrift „Winter in St. Petersburg“ ein großes Saalfest veranstaltet. Hier entstand der Wunsch nach einer größeren Turnhalle. Die vorhandenen Räumlichkeiten konnten der steigenden Mitgliederzahl und dem wachsenden Bedürfnis nach sportlicher Betätigung innerhalb des Turnvereins nicht genügend Platz bieten. Von der Möglichkeit das alte Schützenhaus an der Ruppersdorfer Straße zu erwerben nahm man nach langem Hin und Her Abstand. Das Grundstück lag zu weit am Dorfrand und mit geschätzten Baukosten inklusive Grundstückskauf von rund 57.000 Reichsmark erschien das Projekt einer großen Mehrheit im Jahre 1914 entschieden zu teuer. Am 2. Mai 1914 beschloss der Verein in seiner Mitgliederversammlung ein neben der alten Turnhalle gelegenes Grundstück zur Anlage eines Sport- und Spielplatzes zu erwerben und von den Plänen zum Bau einer neuen Halle vorerst Abstand zu nehmen. Der Ausbruch des 1. Weltkrieges machte auch diese Pläne zunichte und in den Nachkriegsjahren gab es zunächst wichtigere Aufgaben zu lösen.
Ganz aus dem Gedächtnis der Allgemeinheit schienen die Pläne aber nicht gekommen zu sein. Die Eibauer Theatervereinigung erwirtschaftete mit ihren Aufführungen wie beispielsweise „Das weiße Rössel“ neue finanzielle Mittel um einen Grundstock für den Hallenbau zu schaffen. 1925 beschloss man, keinen Umbau der alten Halle mehr vorzunehmen. Diese hätte trotz aller Bemühungen und baulichen Veränderungen letztlich nicht die Voraussetzungen für ein ordentliches Turnerleben bieten können. Ein neu gegründeter Finanz- und Bauausschuss konnte schon nach kurzer zeit die Eibauer Turnerschaft darüber informieren, dass durch freiwillige Spenden über 8.000 Markt zusammengekommen waren. Große Unterstützung erfuhr der Turnverein durch die Zusage von Lieferungen an Baumaterialien und Übernahme von unentgeltlichen Transportleistungen von Seiten der Landwirtschaft.
Doch noch sollten mehrere Jahre vergehen, ehe die Pläne zur Realisierung des Vorhabens Gestalt annehmen konnten. Am 8. Dezember 1927 reifte in einer in Anwesenheit von 154 Mitgliedern durchgeführten außerordentlichen Hauptversammlung der Wunsch zur Tat.

Inzwischen standen 19.000 Mark zur Verfügung, so dass nach dargelegten Erläuterungen zum Bauvorhaben durch die im Finanz- und Bauausschuss tätigen Brüder Hans und Georg Krampf und weiteren finanziellen Zusagen einstimmig der Beschluss gefasst werden konnte, im Frühjahr 1928 mit dem Bauvorhaben zu beginnen. Das Projekt für die neue Halle stammte vom Leipziger Architekten Artur Bock. Die Festschrift zur Hallenweihe berichtet, dass durch die erfolgreichen Verhandlungen mit dem Gutsbesitzer Schubert der Spielplatz eine Ausdehnung von 18.000 qm und die Halle eine wesentlich schönere Front erhalten konnte. Den Bauauftrag erhielt am 21. April 1928 die Neugersdorfer Firma J. W. Roth zum Festpreis von 131.500 Mark. Der erste Spatenstich erfolgte am 28. April 1928.

Bereits 14 Tage später ergaben sich Schwierigkeiten, die an heutige Zeiten erinnern könnten. Die baupolizeiliche Behörde verlangte die Einhaltung der Vorschriften für Theaterbauten. Schließlich konnte am 2. Juni im Rahmen einer schlichten Abendfeier der Grundstein gelegt werden.
„Ein großes Heer von Maurern und Zimmerleuten rückte nun heran, und mit Unterstützung aller modernen Behelfsmittel gelang der Firma Roth die hocheinzuschätzende Tat, in einem Monat den gewaltigen Bau unter Dach zu bringen. Riesenmengen von Baumaterial wurden verarbeitet: 228.000 Ziegel, 850 Kubikmeter Sand, 16 Waggons Grünstein, 22 t Rundeisen, 800 Zentner Zement und 700 Sack Kalk. Bereits am 30. Juni zierte der geschmückte Hebebaum das Gebälk, und wir hatten die Freude, 97 am Bau beteiligte Poliere, Maurer und Zimmerleute zu einem einfachen Richtschmaus als Gäste in der alten Halle zu begrüßen und ihnen für das schnelle Schaffen zu danken.“ (Festschrift zur Hallenweihe, S. 17) Der in den darauffolgenden Wochen zu erledigende Innenausbau ging ebenfalls zügig voran. Anfang September hatten die Bauleute ihre Arbeit beendet. Die umbaute Fläche betrug ca. 710,5 qm, der umbaute Raum misst 8627,85 Kubikmeter.

Die feierliche Hallenweihe erfolgte im Rahmen eines dreitägigen Festwochenendes vom 28. bis 30. September 1928. Der in der uns überlieferten Festschrift abgedruckte Baubericht endet mit viel ehrlich gemeinten Dankesworten an alle am Bau Beteiligten.


(Aus der Festschrift zur Hallenweihe, bearbeitet von Ch. Heinrich)
Grundsteinlegung
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Hallenweihe

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